Auf seinen
Höhen weht noch der Atem
der Urzeit
Das Mittelgebirge im Osten Bayerns, erst zu Beginn des
19.
Jahrhunderts Bayrischer Wald genannt, reicht vom
Chamer
Becken bis hinunter ins Passauer Umland an der Donau.
Es
hat auf tschechischer Seite seine Ergänzung im Böhmerwald.
Sumava nennen ihn die Tschechen, das heißt „Die
Rauschende“. Zusammen bilden sie das „grüne
Dach Europas“, das größte zusammenhängende
Waldgebiet inmitten des Kontinents.
Der Bayerische
Wald gehört zu den ältesten Gebirgen
der Erde. Granit, Gneis und Glimmerschiefer dokumentieren
sein hohes Alter. Acht Eiszeiten formten die markanten Grundzüge
seiner
Landschaft. Aus weiten, offenen Tälern, jedoch auch
engen, unwegsamen Talschluchten wachsen die bewaldeten Bergbuckel
und schwingenden Kammlinien, auf denen Filze, Hochmoore und
die Schachten als einstige Weideflächen und heutige „grüne
Inseln im blauen Wäldermeer“ zu finden sind. Eine
rund 150 Kilometer lange Quarzmauer, „der Pfahl“ genannt,
durchzieht die Region. Er ist eine der geologischen Sehenswürdigkeiten
Europas.
Von den
etwa 400 Höhenmetern der Tallagen steigt das
Gebirge
mit dem Großen Arber bis 1457 Meter ü.d.
Meer auf.
Der Osser (1293 m), der Falkenstein (1313 m),
der
Rachel (1453 m), der Lusen (1370 m), der Plattenhauser Riegel
(1368 m) und der Dreisessel (1332 m) sind die höchsten
Erhebungen. Versierte Wanderer können an einem Tag ohne
große Anstrengung acht Tausender bewältigen. Im
Vorwald, der ohne Übergang aus der Donauebene aufsteigt,
sind Pröller, Hirschenstein, die Breitenau
und der Geißkopf
die markantesten Berge, die es alle auf über
1000 Höhenmeter
bringen.
Aus dem
nördlichen Teil des Waldgebirges liefern die
Regenflüsse
ihr Wasser bei Regensburg in die Donau.
Im südlichen Teil sind es die jeweils mit einem Beinamen
versehenen Ohebäche, die sich zur Ilz vereinen, um in
Passau ebenfalls in die Donau zu münden.
Die idyllischen
Bergseen sind Überbleibsel der Eiszeit,
genau wie die
granitenen Blockmeere in den schier unendlichen Wäldern,
deren Herzstück heute der erste deutsche Nationalpark
ist. „Natur Natur sein lassen“, das ist auf 24
000 Hektar entlang der Grenzlinie von Bayerisch Eisenstein
bis Mauth-Finsterau das Grundmotiv für den Schutz dieser
Waldflächen, auf denen nach
dem ausgedehnten Borkenkäferfraß der
letzten 20 Jahre eine neue Waldwildnis heranwächst.
Der Mensch
hat in einer mehr als 1000jährigen Siedlungsgeschichte
der Waldnatur den Lebensraum mühsam abgerungen und in
den weiträumigen Tälern eine in ihren wechselvollen
Ausprägungen reizvolle Kulturlandschaft geschaffen,
die in der Neuzeit den Bayerischen Wald zu eine der beliebtesten
Ferienregionen Deutschlands werden ließ. Sie bietet
Natur pur, Urlaub, Erholung
und Entspannung in allzeit gastfreundlichen
Kleinstädten, Märkten und Dörfern. Moderne
Hotels, traditionsbewusste Gasthäuser, umsichtig geführte
Pensionen, Ferienwohnungen und Ferienhäuser mit persönlichem
Stil, sowie ein breites Angebot der Privatvermieter bilden
das stabile Rückgrat
für
den Tourismus
in unseren Tagen.
Die Waldler,
so nennen sich seine Bewohner selber, lieben ihre Heimat.
Sie sind Gastgeber, deren Freundlichkeit
von
Herzen kommt. Sie arbeiten hart und feiern gerne. Ihre Kirchen
und Kapellen sind beredte Zeugnisse einer tief eingewurzelten
Volksfrömmigkeit, aber auch ihres Kunstsinnes, der diesen
Menschenschlag auszeichnet. Am deutlichsten freilich wird
dies in den Gläsern, die aus dem Waldgebirge, schon
seit dem 14. Jahrhundert, hinaus in die Welt gehen, mundgeblasen,
graviert, geschliffen und bemalt. Entlang der „Glasstraße“ sind
sie in ihrer ganzen Vielfalt zu bewundern und natürlich
auch zu erwerben. Der Bayerische Wald wird zu Recht die deutsche
Heimat des Glases genannt.
Alte
Hirtenbräuche wie das Wolfauslassen sind noch
lebendig, der Pfingstl geht um und die Wasservogelsinger
ziehen von Haus zu Haus. Der Further Drachenstich, Deutschlands ältestes
Freilichtspiel, der Kötztinger Pfingstritt und das Englmarisuchen
sind Brauchtumsübungen, die weit über die lokalen
Grenzen hinaus bekannt geworden sind, genau wie der Brauch
des Totenbrettersetzens, der ein besonderes Charakteristikum
dieser Landschaft darstellt.
Im Sommer
ist der „Wald“ ein Urlaubs-Paradies für
Wanderer und Radler.
An die 1000 Kilometer markierte Spaziergänge,
Rundwege, und abwechslungsreiche Wanderlinien führen
durch den großen Wald.
Im Winter ist er ein Eldorado
für die Skilangläufer, aber auch für den alpinen
Skisport, der am Großen Arber, auf dem auch Weltcuprennen
stattfinden, sein Zentrum hat. Touren auf geräumten
Wegen, gemütliche Einkehren und großartige
Schneebilder warten auf die Besucher.
Der Reiz
dieser Landschaft liegt in den schier unbegrenzten Wäldern, seinen wuchtigen, ausladenden Bergzügen,
den Tallagen mit ihrem Wiesengrün und herrlichem Bauernwald,
den munteren Bergbächen und versteckten Seen, aber auch
den rauen Hochlagen, in denen heute noch der Atem der Urzeit
zu spüren ist. Der Dichter Georg Britting schrieb die
Verszeile: „Der Bayerische Wald ist ein Wald,
wie sonst
keiner…“ .
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